Es ist unbestritten, dass seriöser Journalismus wichtiger Bestandteil des öffentlichen Diskurses und damit der Demokratie ist: Den Mächtigen auf die Finger klopfen, Ungerechtigkeiten anprangern, ungehörten Stimmen eine Öffentlichkeit verschaffen.
Diese Funktionen können freie Journalist:innen nur erfüllen, wenn die Rahmenbedingungen passen. Als Freischreiber fordern wir mit Nachdruck die Rechte, die freie Journalist:innen verdienen. Im Zusammenhang mit unserem 10-Jahresjubiläum haben wir daher unsere wichtigsten 10 Forderungen formuliert.
1. Faire Bezahlung: Journalistische Qualität muss entsprechend honoriert werden. Wir verlangen eine faire Vergütung, die unsere Expertise und auch den Zeitaufwand widerspiegelt. Die aktuellen Kollektivvertrags-Sätze für Freie sind ein Hohn und gefährden unsere Existenz.
2. Klare und faire Verträge: Wir brauchen Verträge, die verständlich und fair sind. Wir wollen keine versteckten Klauseln und keine Knebelverträge. Wir fordern, dass unser geistiges Eigentum respektiert und geschützt wird, und dass wir die Kontrolle über unsere Arbeiten behalten. Es braucht klare und transparente Regelungen zur Zweitverwertung und langfristigen Nutzung von Beiträgen durch Medienhäuser.
3. Respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Wir sind unabhängige Profis und keine Lückenfüller. Unsere Expertise, unser Engagement und unsere Kreativität tragen maßgeblich zum Erfolg jedes Projekts bei. Wir fordern eine Zusammenarbeit, die auf Augenhöhe und Respekt basiert.
4. Rechtlicher und sozialer Schutz: Wir fordern Zugang zu Rechtsbeistand, Versicherungen und sozialen Absicherungen. Freiberufliche Arbeit sollte nicht bedeuten, dass man im Fall von Krankheit, Rechtsstreitigkeiten oder anderen Schwierigkeiten ohne Schutz dasteht.
5. Änderung der Presseförderung: Freie Journalist:innen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Medienlandschaft. Wir fordern, dass die Qualität und der Umgang mit freien Mitarbeitenden ein Kriterium dafür wird, ob und in welchem Umfang Medienhäuser Förderungen erhalten. Medien, die Freie ausbeuten oder schlecht behandeln, sollten keine staatliche Unterstützung erwarten.
6. Professioneller Umgang: Redaktionen, die erst zusagen und sich dann totstellen? Wir fordern eine klare und angemessene rasche Reaktion von Redaktionen auf konkrete Themenvorschläge und abgelieferte Beiträge. Auch eine Absage ist eine Reaktion, aber hinhalten und „ghosten“ ist unprofessionell. Wenn ein Beitrag übermittelt wurde, braucht es eine zügige Abnahme oder entsprechende Rückmeldung über gewünschte Änderungen. Auf jeden Fall sollte das Recht auf den letzten Blick, die Abnahme durch den Autor, die Autorin gewährleistet werden.
7. Ansprechpartner:in für Freie in jeder Redaktion: Jede Redaktion muss eine:n Ansprechpartner:in für freie Journalist:innen benennen. Diese Person soll als direkte Anlaufstelle dienen, um die Kommunikation zu verbessern, für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen und bei Problemen oder Unsicherheiten schnell Unterstützung zu bieten. So wird gewährleistet, dass Freie eine klare Ansprechperson für ihre Anliegen haben.
8. Unterstützung durch eine Ombudsstelle: Wir fordern die Einrichtung einer unabhängigen Ombudsstelle, die freie Journalist:innen bei rechtlichen und arbeitsbezogenen Konflikten unterstützt. Diese Stelle soll als Vermittler zwischen Freien und Auftraggeber:innen agieren, um faire Lösungen zu fördern.
9. Stärkung der Urheberrechte in der digitalen Welt: Die Gesetzgebung muss sicherstellen, dass Urheber:innen in der digitalen Medienwelt eine angemessene Vergütung und Schutz ihrer Werke erhalten. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit neuen Formen der Mediennutzung wie Streaming, Online-Mediatheken und internationalen Plattformen.
10. Weiterbildungsangebote: Freie sollen durch regelmäßige, finanzierte Weiterbildungsprogramme ihre Fähigkeiten ausbauen können, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben und sich beruflich weiterzuentwickeln.